Zun den guten Seiten des Gamings gehören die sozialen Aspekte. Sollte also im Umkehrschluss jedes Kind Medien nutzen, um aus der sozialen Struktur der Gleichaltrigen nicht rauszufallen? Medienexperte Andreas Pauly verneint das. „Ich würde keine schlafenden Hunde wecken“, sagt er. „Mal angenommen, das Kind spielt draußen schön auf der Wiese mit seinen Freunden Fußball. Wenn ich dann komme und sage: »Jetzt können wir doch deine Lieblingsserie bei Netflix gucken!« – das hört sich wie Kindeswohlgefährdung an, oder?!“ Er rät zu mehr Vertrauen, dass die Jugendlichen ihre Interessen selbst finden. Das präge auch das soziale Netz. „Helikoptereltern denken vielleicht, wenn das Kind das gerade angesagte Game nicht spielt, dann ist es in der Gruppe außen vor. Ich würde das aber nicht forcieren“, meint Pauly.
Der Medienpädagoge rät, die Sache aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. „In unserer Jugend war es das gleiche mit bestimmte Klamotten“, vergleicht er: „Wir wollten diese Turnschuhe haben oder jene Hose. Aber wenn meine Eltern sie nicht gekauft haben, war ich doch deswegen in der Gruppe nicht gleich der Außenseiter!“ Es komme an dieser Stelle viel mehr darauf an, Kinder gesellschaftlich zu stärken. „Selbstbewusstsein ist für ein Kind ein Schutzfaktor für viele Bereiche. Wenn ich das habe, bin ich nicht davon abhängig, ob ich Fortnite spiele, WhatsApp habe oder bestimmte Markenklamotten trage.“ Wenn die Kinder aber solche Themen mitbrächten, sollten Eltern anbieten, mit ihnen darüber zu sprechen und Vor- und Nachteile aufzuzeigen. Sein Fazit: „Zocken oder nicht? Das ergibt sich so.“