Ich bin so süchtig nach dem Game!

Dieser Satz ist schnell mal dahingesagt. Um eine echte Gaming-Sucht geht es da natürlich nicht: Es ist nur eine Liebeserklärung. Wie aber erkennt man bei sich selbst, bei Freunden oder bei einem Familienmitglied, ob jemand gaming-süchtig oder gefährdet ist?

Tägliches Computerspielen ist zunächst einmal noch kein Warnsignal, sagt Andreas Pauly, Medienpädagoge: „Jeder Gamer hat schon mal ein Spiel ausprobiert und sich daran gewöhnt, jeden Tag zu spielen. Das ist ganz normal und kein Grund zur Sorge.“ 

Doch wenn der Alltag unter dem Gaming leidet – Schule, Freunde, Arbeit –, ist Handeln angesagt. Lest hier, was wichtig ist: 

Junge beim Gaming

Zockt mein Kind zu viel?

Eltern, die unsicher sind, ob das Spielverhalten ihres Kindes noch gesund ist, können sich zunächst an den Hinweisen zur Medienkompetenz orientieren.

Da jedes Kind anders ist, geht es aber vor allem darum, selbst zu beobachten. Das gilt nicht zuletzt bei Ballerspielen. Wenn ein Kind zwar regelmäßig spielt, sich aber gerne auch mit Freunden trifft, Sport treibt, gut schläft und keine Alpträume hat, dann besteht wahrscheinlich kein Grund zur Sorge.

Reagiert ein Kind jedoch zunehmend aggressiv, lässt Schule, Sport und den normalen Alltag schleifen, spielt heimlich, lenkt sich vielleicht mit dem Gaming von anderen Problemen ab: Dann wird es Zeit, gemeinsam Auswege zu finden. Feste Medienzeiten und gemeinsame Aktivitäten können ein guter erster Schritt sein. Holen Sie sich Hilfe, zum Beispiel bei unserem Sozialen Dienst. Doch seien Sie realistisch – manchmal geht es nicht mehr ohne professionelle Therapieangebote.

Kann Gaming süchtig machen?

Für manche gehört ein Ründchen Zocken zur täglichen Entspannung. Das ist in der Regel völlig in Ordnung. Andere verlieren sich in ihren Games so sehr, dass der Alltag gefährdet ist. Sie gelten nach WHO-Diagnose als Gaming-süchtig.

Woran liegt es, dass die einen süchtig werden, die anderen nicht?

„Sucht kommt nicht von ungefähr“, betont Medienpädagoge Andreas Pauly. Immer gibt es dafür mehrere Gründe. Eine Sucht hat zudem verschiedene Einstiegsphasen. „Wenn ich bei mir oder meinen Freunden Warnzeichen wahrnehme, ist es Zeit zu reagieren“, rät Pauly. 

Weitermachen trotz negativer Konsequenzen: Das ist laut Pauly ein ganz wichtiges Suchtkriterium. „Wenn die Freundin Schluss gemacht hat, der Betroffene das Spielverhalten aber immer noch nicht verändert, sollte ich das Gespräch suchen“, stellt er klar.

Sucht hat immer eine Geschichte, die fällt nicht vom Himmel.

Erste Schritte zur Selbstkontrolle

Wer bei sich feststellt, dass der Medienkonsum aus dem Ruder läuft, oder von Freunden, Familie darauf hingewiesen wird, kann schon mit kleinen Mitteln selbst aktiv werden. 

  • Pause machen vom Gamen und die Konsole mal eine Woche lang weglegen
  • Notfalls die Konsole vorübergehend zu den Eltern oder zu Freunden bringen
  • Eine Zeitlang aufs Handy verzichten und Freunde und Familie darüber informieren

Das Leben mit Inhalten füllen

Der Verzicht allein fällt vielen Gamern schwer. Genauso wichtig ist es daher, die Tagesstruktur aktiv zu gestalten, den Tag mit attraktiven Inhalten zu füllen.

  • Den Alltag mit anderen Aktivitäten gestalten. Mal eine Runde laufen gehen ohne Handy, Freunde treffen, Spazieren oder ins Kino gehen
  • Feste Zeiten fürs Spielen, zum Beispiel zwei Stunden am Tag
  • Offline-Zeiten in den Alltag einbauen und zum Beispiel in der Bahn das Handy in der Tasche lassen
  • Kein Smartphone mit ans Bett nehmen, Ruhezeiten programmieren und einen analogen Wecker nutzen

Wichtig ist ebenfalls, den Tag-Nacht-Rhythmus auf der Spur zu haben. Wer abends schwer ein Ende vom Gamen findet, zockt vielleicht besser nachmittags und macht den Computer frühzeitig aus oder legt das Smartphone beiseite.

B04 E-Sportler zeigen auf B04 Logo

Sind eSportler besonders suchtgefährdet?

eSportler verbringen jede Woche mehrere Dutzend Stunden am Controller. Macht sie das besonders anfällig für eine Mediensucht?

Nein, sagt Medienexperte Andreas Pauly: „Die Profis im eSport haben feste Trainingszeiten. Die halten sie in der Regel ein und spielen nicht anschließend noch ›zum Spaß‹.“

Viele eSport-Profis spielen für Bundesligavereine. Diese achten auch bei ihren Fußballern darauf, dass Erholungszeiten eingehalten werden – schon wegen der Verletzungsgefahr. „So ist es bei den eSportlern auch“, erläutert Pauly und ergänzt: „Man will vermeiden, dass sie sich die falschen Strategien antrainieren, wenn sie ohne Anleitung spielen.“

„Pro-Gamer sind gesundheitsbewusst, aber keine Selbstoptimierer.“

Ballerspiele

Der 3. Teil unserer Serie befasst sich mit Ego-ShooternDarin liest du, ob man von Counterstrike zum Amokläufer wird und warum du auf deinen Controller aufpassen solltest. Lies hier alles, was du zu Ballerspielen wissen musst.