Hierzulande scheuen sich viele Menschen vor dem Verzehr von Speiseinsekten. Nicht so die BERGISCHE. Werkstudent Dennis Kozlowski (31) hat das Nischenprodukt gekostet. Wir erzählen euch, was er von Mehlwürmern, Grillen und Heuschrecken hält – und was Ernährungsberaterin Julia Klauke zu Insekten zum Essen sagt.
Dennis’ erster Selbsttest im Urlaub
Erst biss er auf eine dünne Schale – ähnlich wie die einer Garnele. „Dabei waren es keine Garnelen, die ich im Mund hatte, sondern die Larven einer Seidenraupe“, erinnert sich Dennis Kozlowski
(31). Gekocht in einer leichten Tomatensoße schmeckte die ungewohnte Speise auf seiner Vietnam-Reise gar nicht mal so übel. „Innen waren die Larven weich und ein bisschen mehlig.“
„Außen deutlich knackiger“ waren die gebratenen „Mehlwürmer“, die der gebürtige Hildener an einem Imbissstand probierte. Eine Frau bereitete die Mehlkäferlarven in Pfannen zu. Die innere Konsistenz schmeckte „so lala“. „Ich hatte das Gefühl, dass ich Mehl im Mund hatte. Aber wahrscheinlich ist das bloß eine Sache der Gewohnheit“, sagt der gelernte Physiotherapeut.
Im Dienste der Gesundheit: Insekten-Probeessen bei der BERGISCHEN
Wie wäre es außerdem mit Heuschrecken? Oder gerösteten Grillen? „Klar, warum nicht? Ich probier alles!“ Für die BERGISCHE hat der Werkstudent Dennis die proteinreiche Nahrung
gekostet. „Sowohl Heuschrecken als auch geröstete Grillen schmeckten ein bisschen wie Erdnüsse und ein kleines bisschen fischig“, bemerkt er. Ansonsten hätten die getesteten Speiseinsekten keinen starken Eigengeschmack. Die Mehlwürmer, die er auf einen mit Frischkäse bestrichenen und mit Tomaten belegten Maiscracker streute, ließen sich kaum herausschmecken.
Die Bedeutung von Proteinen würden viele Menschen unterschätzen, weiß Julia Klauke, Ernährungsexpertin der BERGISCHEN. Der tägliche Proteinbedarf liege bei 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Der Bedarf steigt, wenn man viel Sport treibt. „Allerdings schlagen Kraftsporttreibende beim Eiweiß-Konsum manchmal über die Stränge.“ Von Eiweiß-Präparaten mit künstlichen Inhaltsstoffen rät Julia Klauke ab. Der Proteinbedarf lasse sich über natürliche Lebensmittel decken – über Hülsenfrüchte, Fleisch, Milchprodukte, Sojagranulat oder eben Speiseinsekten.
Insekten sind Proteinbooster und schlagen darin sogar Fleisch
Speiseinsekten haben gefriergetrocknet einen weitaus höheren Proteingehalt als Fleisch. Gefriergetrocknete Mehlwürmer weisen einen Proteinanteil von 50,9 Prozent auf anstelle von 18,7 Prozent im frischen Zustand, so das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland. Zum Vergleich: Frisches Rindfleisch hat 22,3 Prozent, Schweine- und Hühnerfleisch 22,8 Prozent
Eiweiß. Deshalb finde man gefriergetrocknete Insekten als Pulver in Riegeln. Allerdings würden die wenigsten Sporttreibenden eine derartige Riesenportion Eiweiß in
Form von Riegeln benötigen, so die Verbraucherzentralen.
Speiseinsekten geraten aufgrund ihrer Nachhaltigkeit zunehmend in den Fokus. „Wir müssen darüber nachdenken, wie wir den Proteinbedarf der Weltbevölkerung in Zukunft decken“, erläutert Ernährungswissenschaftlerin Julia Klauke. Die Massentierhaltung steht unter anderem wegen hoher CO2-Emissionen in Kritik. Immer mehr Insektenarten und deren Bestandteile werden in der EU als Lebensmittel zugelassen.
Risiken beim Verzehr von Insekten
Bisher sind Speiseinsekten in Supermarktregalen selten zu finden und ein Nischenprodukt. Außerdem können Insekten bei Menschen, die auf Krebs-, Weichtiere oder Hausstaubmilben allergisch sind, heftige, zum Teil gefährliche Reaktionen auslösen. Dennis Kozlowski hat jedoch nicht zum letzten Mal Heuschrecken gekostet: „Für mich bilden Speiseinsekten einen Anreiz, meine Ernährungsweise zu überdenken. Sie werden bestimmt auch mal in Deutschland zu einem alltäglichen Lebensmittel. Wir müssen nur bis dahin lernen, das Kopfkino auszuschalten.“