Sind Ballerspiele schädlich für Kinder?

Machen Ballerspiele aggressiv? Soll ich meinem Kind verbieten, Ballerspiele zu spielen? Das sind Fragen, die viele Eltern beschäftigen. Oft gibt es Konflikte innerhalb der Familie darum, ob Ego-Shooter oder Koop-Survival-Shooter, also „Killergames“, okay sind oder nicht. 

Erster Anhaltspunkt hierfür sollte immer die Alterskennzeichnung auf dem Spiel sein. Sie gibt an, ob das Game für ein Kind im bestimmten Alter geeignet ist. 

Junge beim Gaming

Ballerspiel = Amoklauf?

Ein Sonderfall unter den Computerspielen sind Ego-Shooter. Bei diesen Games schlüpft der Spieler in die Rolle eines Soldaten oder Kämpfers, der sich – ausgerüstet mit einer leistungsfähigen Schusswaffe – den Weg durch feindliches Terrain bahnt. Solche Spiele, Titel wie „Call of Duty“ oder „Counterstrike“, gelten als gewaltverherrlichend. Immer wieder wird ihnen auch nachgesagt, dass potenzielle Amokläufer dadurch radikalisiert oder angetriggert werden. Frage an Andreas Pauly, Medienpädagoge: Ist da etwas dran?

Pauly verneint das ganz klar. „Diese Diskussion führen wir schon seit zehn oder sogar fünfzehn Jahren. Ein Amoklauf ist aber eine Form von Selbstmord und hat deswegen immer mehrere Gründe, die zusammenkommen.“ Dieses so genannte multifaktorielle Erklärungsmodell beschreibt Pauly so: „Da gibt es schon im Vorfeld eine Gewalterfahrung, die das Kind gemacht hat. Vielleicht hat es auch suizidale Gedanken. Es hat wenig Macht und wenig Selbstwirksamkeitsgefühl erlebt. Und dann kommen diese Spiele hinzu, die ihm vielleicht das positive Gefühl vermitteln: Hier habe ich Macht.“

Wenn das Kind dann zusätzlich noch in sozialen Netzwerken dafür gepusht werde, gegen Mitschüler oder Lehrer zu hetzen, „dann fördert das, dass so eine Person die Gewalt vielleicht auch nach außen auslebt“, erklärt Pauly.

Ein Amoklauf ist eine Form von Selbstmord und hat deswegen immer mehrere Gründe, die zusammenkommen.

Auch bei Ego-Shootern gilt: im Gespräch bleiben

Bei gewaltverherrlichenden Spielen ist es besonders wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern über die Inhalte sprächen, betont Medienpädagoge Andreas Pauly. „Was macht das mit dem Kind? Hat es Alpträume, ist es zunehmend aggressiv, wenn es dieses Spiel spielt?“ Das solle man gut beobachten, rät Pauly, und dann frühzeitig reagieren. Er sagt aber auch: „Ein Jugendlicher hat mir mal gesagt: »Mir sind mehr Controller bei FIFA kaputt gegangen als bei Counterstrike.«“ An dieser Stelle erntet Pauly im Gespräch ein zustimmendes Nicken von unserem eSports-Experten. Es muss also etwas dran sein.

Es geht ums Abenteuer

Andreas Pauly rät auch dazu, Ego-Shooter, also Ballerspiele, nicht auf den Gewaltaspekt zu reduzieren. „Es geht auch bei diesen Spielen nicht immer um das Gewaltthema. Eigentlich sind das Abenteuer. Es geht nicht um Ermorden, sondern darum, Punkte zu machen und weiterzukommen."

Ein Jugendlicher hat mir mal gesagt: „Mir sind mehr Controller bei FIFA kaputt gegangen als bei Counterstrike.“

Hilfe, mein Kind rastet aus!

Ihr Kind wird regelmäßig aggressiv, wenn es am Computer gespielt hat? Es ist nach dem Zocken extrem unruhig, unkonzentriert, zappelig? Nehmen Sie die Warnsignale ernst und überprüfen Sie das Gaming-Verhalten Ihres Kindes.

  • Sind die Games, die es spielt, für sein Alter geeignet? Orientierung gibt die USK-Kennzeichnung. Ballerspiele sind in der Regel erst ab 12 oder 16 Jahren freigegeben.
  • Spielt es länger, als für sein Alter ratsam ist? Achten Sie auf passende Medienzeiten.
  • Hat es Freunde und Hobbys außerhalb der Games? Alternative Freizeitgestaltung gibt Stabilität.
  • Tritt die Aggression hauptsächlich nach Ballerspielen auf? Ist das Kind also nicht aggressiv, wenn es für die gleiche Dauer gewaltfreie Games spielt? Sprechen Sie Ihr Kind darauf an und schränken Sie eventuell den Konsum der betreffenden Spiele ein. 

In ernsten Fällen zögern Sie nicht, sich Hilfe zu holen. Unser Sozialer Dienst berät Sie gern.

Fragen und Antworten

Sind Ballerspiele schädlich?

Nicht grundsätzlich, zumindest, wenn man sich an die Altersfreigaben hält. Jedoch gibt es Menschen, die sich stärker, und andere, die sich schwächer davon beeinflussen lassen. Wer vom Gamen Schlafstörungen bekommt, im Alltag gestresst ist oder Inhalte nicht aus seinem Kopf bekommt, sollte davon Abstand nehmen.

 

Wie gefährlich sind Ballerspiele?

Ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Gewalttaten und gewaltlastigen Games wurde bisher nicht nachgewiesen. Dennoch können Ego-Shooter und ähnliche Spiele vorhandene problematische Tendenzen auf die Spitze treiben. Wer psychisch labil ist, kann durch die Spiele getriggert werden. Auch psychisch und geistig stabile Kinder können durch nicht altersgerechte Inhalte Schaden nehmen.

Warum sollte ich mich an die Altersfreigaben von Games halten?

Kinder entwickeln sich. Für manche Themen und Inhalte im Leben benötigen sie eine gewisse Reife, um diese zu verstehen und verarbeiten zu können. Ist ein Kind zu jung für das, was es sieht und erlebt, kann es das Gesehene nicht richtig einordnen. Die Themen verstören es. Langfristige Schäden für das geistige und seelische Wohl des Kindes drohen. Spiele ab 18, also ohne Jugendfreigabe, dürfen Kindern sogar rechtlich nicht zugänglich gemacht werden.

Soll ich meinem Kind fortnite erlauben?

Kinder sollten nur die Games spielen, die für ihr Alter freigegeben sind. Und auch dann ist es sinnvoll, weiterhin zu beobachten: Wie reagiert mein Kind auf das Spiel? Hat es Alpträume, schläft schlecht, ist morgens besonders unausgeschlafen? Ist seine Stimmung beeinträchtigt, wird es vielleicht aggressiv? Kann es sich von dem Spiel trennen, oder ist das immer ein Kampf? Beobachten Sie Ihr Kind und lassen Sie es nicht alleine mit Inhalten, die es irritieren.

Mein Kind zockt den ganzen Tag.

Greifen Sie frühzeitig ein, wenn der Gamingkonsum Ihres Kindes aus dem Ruder läuft. Achten Sie darauf, dass es andere Freizeitbeschäftigungen gibt, regen Sie Ihr Kind dazu an, Freunde zu treffen. Auch Absprachen mit anderen Eltern können helfen. Schränken Sie gegebenenfalls den Zugang zu Konsole, Handy oder Laptop ein – insbesondere nachts.

Erforschen Sie auch, ob Ihr Kind mit dem Gaming vor sozialen Problemlagen flieht. Gibt es Probleme in der Schule, in der Familie, im Freundeskreis? Leidet das Kind unter Cybermobbing? Überprüfen Sie gegebenenfalls Chatverläufe, insbesondere mit Personen, die Ihnen oder dem Kind nicht persönlich bekannt sind.

Holen Sie sich im Falle eines Falles Hilfe, zum Beispiel bei unserem Sozialen Dienst