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GASTBEITRAG von Johannes Weiß (PYRA MEDI GmbH)
Etwa 25-30 % aller Menschen in Deutschland sind von einer Nahrungsmittelunverträglichkeit betroffen. Doch trotz der weiten Verbreitung gibt es viele Missverständnisse und Mythen rund um dieses Thema.
Immer wieder kursieren Fehlinformationen, die Betroffene verunsichern und die richtige Diagnose sowie Behandlung erschweren. In diesem Beitrag möchten wir über einige der häufigsten Irrtümer aufklären und zeigen, was wirklich dahintersteckt.
Falsch!
Obwohl die Begriffe häufig synonym verwendet werden, ist es wichtig, diese zu unterscheiden. Eine Nahrungsmittelallergie ist eine überempfindliche Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Lebensmittelproteine, welche zu schwerwiegenden bis hin zu lebensbedrohlichen Symptomen, wie einem anaphylaktischen Schock, führen kann. Es sind etwa 2-5 % der deutschen Bevölkerung betroffen, die die auslösenden Lebensmittel oft strikt meiden müssen.
Unverträglichkeiten (auch Intoleranzen genannt) hingegen betreffen den Verdauungstrakt und sind meist weniger schwerwiegend als Allergien. Sie treten auf, wenn der Körper Schwierigkeiten hat, bestimmte Nahrungsmittelbestandteile richtig zu verarbeiten und werden nicht durch das Immunsystem verursacht, sondern durch Störungen der Verdauung, wie beispielsweise durch einen Mangel an Enzymen. Unverträglichkeiten können zwar sehr unangenehme Beschwerden verursachen, sind aber in der Regel nicht lebensbedrohlich.
Nicht unbedingt.
Während bei einer Zöliakie tatsächlich lebenslang strikt auf Gluten verzichtet werden muss, ist dies bei den meisten anderen Unverträglichkeiten, wie beispielsweise Fruktosemalabsorption, Laktose- oder Sorbitintoleranz nicht der Fall. Je nach Schwere der Intoleranz, die von Mensch zu Mensch variiert, können Betroffene im Normalfall kleine bis mittlere Mengen tolerieren. Bei einer Fruktosemalabsorption wird sogar empfohlen, nicht vollständig auf fruktosehaltige Lebensmittel zu verzichten, da sonst die Aufnahmefähigkeit noch verschlechtert werden kann. Im Gegenteil kann sich hier die Verträglichkeit sogar wieder verbessern, wenn die kritischen Lebensmittel zunächst reduziert und anschließend langsam wieder eingeführt werden.
Falsch!
Tatsächlich können sich Unverträglichkeiten in jedem Lebensalter entwickeln. Während einige Menschen bereits von Geburt an bestimmte Lebensmittel nicht vertragen, treten viele Intoleranzen erst später im Leben auf. So ist es beispielsweise bekannt, dass die körpereigene Produktion des Enzyms Laktase genetisch bedingt im Laufe des Lebens abnehmen kann, sodass eine Laktoseintoleranz häufig erst im Jugend- oder Erwachsenenalter auftritt.
In der Regel nicht.
Während bei einer Allergie die Reaktionen meist sehr schnell nach Verzehr des Auslösers einsetzen, treten Beschwerden bei Unverträglichkeiten in der Regel zeitverzögert auf. So beträgt die durchschnittliche Dauer bis zum Einsetzen von Symptomen bei Laktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption beispielsweise 30 Minuten bis acht Stunden nach Verzehr eines unverträglichen Lebensmittels. Die Dauer ist von verschiedenen Faktoren abhängig, insbesondere davon, wie lange die Nahrung in Magen und Darm verweilt. Werden die unverträglichen Lebensmittel zum Beispiel im Rahmen einer insgesamt fett- und proteinreichen Mahlzeit gegessen, sind die Magenverweildauer und die Darmpassagezeit erhöht, was zu einem späteren Auftreten von Symptomen führen kann. Des Weiteren spielt die Konsistenz eines Lebensmittels eine Rolle. So wird ein flüssiger Smoothie aufgrund der bereits erfolgten mechanischen Zerkleinerung beispielsweise schneller verdaut als Obst im Ganzen. Auch Faktoren wie Darmflora, Stresslevel oder Sport beeinflussen, wann Beschwerden auftreten.
Leider nein.
Auch wenn die sogenannten IgG-Tests mit einer schnellen und sicheren Erkennung von Intoleranzen werben, sind diese wissenschaftlich nicht fundiert und zur Diagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten ungeeignet. Experten und Mediziner raten von der Verwendung dieser auch Lebensmittelreaktionstests genannten Tests ab. Die analysierten IgG-Antikörper (Immunglobulin G-Antikörper) werden gegen fast alle Lebensmittel gebildet, mit denen unser Darm wiederholt in Berührung kommt. Daher geben diese letzten Endes nur Aufschluss darüber, ob ein Lebensmittel häufig gegessen wird, jedoch nicht über dessen Verträglichkeit. Da die Tests nicht nur ungeeignet sind, sondern auch sehr viel kosten und durch unnötigen Verzicht das Risiko möglicher Nährstoffmängel erhöhen, sollten Verbraucher Vorsicht walten lassen.
Ein Grund für den Boom solcher IgG-Tests ist, dass es in der Praxis oft an einer strukturierten Diagnostik von Intoleranzen fehlt und Betroffene häufig auf sich allein gestellt sind. Während das Führen eines Ernährungs- und Symptomtagebuchs ein wichtiger erster Schritt ist, um Zusammenhänge zwischen Beschwerden und bestimmten Lebensmitteln aufzudecken, fehlt den Ärzten häufig die Zeit, diese detailliert auszuwerten. H2-Atemtests, die bei Verdacht auf Unverträglichkeiten von Kohlenhydraten Klarheit bringen können, werden nur begrenzt durchgeführt und Betroffene warten oft monatelang auf einen Termin.
Um diese Versorgungslücke zu schließen, haben wir die App viatolea entwickelt, die kostenfrei für Versicherte der BERGISCHEN verfügbar ist. In der App steht dir ein digitales Ernährungs- und Symptomtagebuch bereit, in dem du bequem deine Mahlzeiten und Beschwerden dokumentieren kannst. Ein intelligenter Algorithmus analysiert die Zusammenhänge zwischen deinen Einträgen und erkennt deine individuelle Unverträglichkeit. Anschließend begleitet dich das zertifizierte Medizinprodukt im Rahmen eines 10-Wochen-Programms auf deinem Weg zu einer verträglichen Ernährung und unterstützt dich dabei, deine Ernährung so anzupassen, damit Essen wieder zum Genuss wird.