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Interview von Michael Ganter und Michael Schulz
Vom Streik in Halle bei der BKK für Heilberufe bis hin zum Haustarifvertrag der Bergischen Krankenkasse: Frank Goworek und Stephan Kallenberg beweisen, dass die Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg ist und Solidarität, Vertrauen sowie gemeinsame Werte scheinbare Gegensätze überwinden können.
Juni 2005, ein warmer Sommertag in Halle. Frank Goworek, Personalratsvorsitzender der BKK für Heilberufe, und Stephan Kallenberg, Verhandlungsführer der GdS, marschieren entschlossen zur Hauptverwaltung der BKK für Heilberufe. Es ist kein gewöhnlicher Tag: Zum ersten Mal in der Geschichte der gesetzlichen Krankenkassen treten Beschäftigte in
den Streik. Gemeinsam stehen Goworek und Kallenberg an
der Spitze eines Kampfes, der das Leben von 300 Beschäftigten verändern sollte.
13 Jahre später treffen sich beide wieder – diesmal nicht in Halle, sondern am Verhandlungstisch der Bergischen Krankenkasse in Solingen. Die Rollenverteilung hat sich geändert: Frank Goworek, nun auf der Arbeitgeberseite, fungiert als stellvertretender Vorstand, Stephan Kallenberg ist heute Bundesgeschäftsführer der GdS in Bonn. „Das war ein besonderer
Moment. Dieses Mal saßen wir uns als Verhandlungspartner gegenüber. Doch das Vertrauen und die gemeinsamen Werte, die wir in Halle vertraten, waren immer noch spürbar“, erinnert sich Kallenberg. Die Verhandlungen des Jahres
2018 führten zum Haustarifvertrag der Bergischen Krankenkasse – ein Meilenstein, der nicht nur Sicherheit und Perspektiven für die Belegschaft schuf, sondern auch die Werte der GdS und des Unternehmens miteinander vereinte. „Für mich war klar, dass ein Haustarifvertrag die Basis für Vertrauen und Stabilität bildet“, erklärt Goworek. „Er zeigt den Mitarbeitenden, dass ihre Rechte und Interessen berücksichtigt werden, und hilft dem Unternehmen, langfristig zu planen.“
Die GdS ist für Frank Goworek ein wichtiger Anker. Seit mehr als 20 Jahren ist er dort Mitglied – ein außergewöhnlicher Schritt für jemanden, der mittlerweile die Arbeitgeberseite vertritt. Doch für Goworek ist das kein Widerspruch: „Ich glaube an ein Gleichgewicht in der Welt. Im beruflichen Kontext muss die Arbeitnehmerseite genauso stark vertreten sein wie die Arbeitgeberseite.“
Dass er weiterhin Gewerkschaftsmitglied ist, ist für ihn eine bewusste Entscheidung: „Die GdS hat mir in meiner Zeit als Personalratsvorsitzender gezeigt, wie wichtig es ist, eine starke Stimme für die Mitarbeitenden zu haben. Auch heute, als stellvertretender Vorstand der Bergischen Krankenkasse, glaube ich daran, dass diese Balance unerlässlich ist – nicht nur für die Beschäftigten, sondern für eine faire und gerechte Zusammenarbeit. Wir brauchen Gewerkschaften. Wir brauchen die GdS.“ Stephan Kallenberg würdigt Goworeks Haltung: „Viele, die den Wechsel auf die Arbeitgeberseite vollziehen, distanzieren sich von ihrer gewerkschaftlichen Vergangenheit. Doch Frank hat seine Wurzeln nie vergessen. Er steht für Werte, die er in seiner gesamten
Laufbahn konsequent umsetzt.“
Sowohl Stephan Kallenberg als auch Frank Goworek stammen aus Arbeiterfamilien. Kallenberg, der erste Akademiker in seine Familie, sieht in seinem Werdegang ein starkes Fundament: „Für mich war immer klar, dass ich nicht nur Konflikte lösen, sondern langfristig an gerechten Lösungen arbeiten will.“ Er betont, dass Solidarität und Wertschätzung keine abstrakten Ideale sind, sondern Kernprinzipien, die sein Verständnis von Arbeitsrecht und Verhandlungen prägen: „Der Arbeitgeber ist nicht der Feind, sondern ein Vertragspartner. Verständnis füreinander und gegenseitiger gegenseitiger Respekt sind entscheidend, um gemeinsame Lösungen zu finden. Und nach schwierigen Verhandlungen muss man sich wieder in die Augen schauen können.“
Goworek teilt diese Überzeugung und beschreibt, wie Bildung für ihn eine treibende Kraft war: „Bildung war für mich wichtig und als erstes Mitglied meiner Familie mit Abitur und Studium habe ich gelernt, dass man mit Anstrengung und Unterstützung viel erreichen kann.“
Der Haustarifvertrag der Bergischen Krankenkasse hat die Grundlage für eine moderne Unternehmenskultur geschaffen und prägt das Unternehmen bis heute. Dabei geht es um mehr als faire und gleichberechtigte Arbeitsbedingungen – es geht um eine Kultur des Miteinanders, in der die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ernst genommen und innovative Lösungen
gefunden werden. Über 40 Prozent der Mitarbeitenden arbeiten in Teilzeit, darunter auch viele in Führungspositionen. „Karrieren dürfen nicht an individuellen Lebensmodellen scheitern. Es spielt keine Rolle, ob jemand in Vollzeit oder Teilzeit arbeitet. Wer Leistung zeigt, hat bei uns alle Möglichkeiten – unabhängig von Geschlecht oder Arbeitsmodell“, unterstreicht Goworek Dieser Ansatz spiegelt sich auch in der Förderung interner Talente wider. Fast alle Führungspositionen werden hausintern besetzt.
Ein weiterer Fokus liegt auf derGesundheit der Mitarbeitenden. Ein umfassendes betriebliches Gesundheitsmanagement sorgt dafür, dass sich die Mitarbeitenden
geschätzt fühlen und leistungsfähig bleiben – hier reicht die Spanne von Vorsorgeangeboten durch Ärztinnen und Ärzte vor Ort über Abnehm- und Bewegungskurse, Selbstverteidigungskurse für Frauen, Massageangebote, Ruheraum, Sportraum und ein Eltern-Kind-Büro bis hin zu flexiblen Arbeitszeitmodellen. Zudem dürfen Mitarbeitende ihre Hunde mit ins Büro bringen, was das Wohlbefinden und die Arbeitsatmosphäre stärkt. „Wenn wir von gesunden Betrieben sprechen, müssen wir bei unseren eigenen Mitarbeitenden anfangen. Gesunde und zufriedene Mitarbeitende sind nicht nur ein Gewinn für das Unternehmen, sondern auch ein Zeichen der Wertschätzung“,verdeutlicht Goworek. „Trotzdem muss man zeigen, dass man die Bedürfnisse der Menschen versteht. Das bedeutet, neben strukturellen Angeboten wie Teilzeitmodellen oder Vorsorgeprogrammen auch für direkte Entlastung im Arbeitsalltag zu sorgen“, fügt er hinzu.
Aus diesem Grund arbeiten „Springer“ bei der Bergischen Krankenkasse, die für Entlastung in den Teams sorgen. Für Goworek sind sie ein Ausdruck
der Verantwortung, die er als stellvertretender Vorstand gegenüber seinen Mitarbeitenden empfindet: „Menschen brauchen nicht nur das Gefühl, sondern die Gewissheit, dass sie in schwierigen Zeiten nicht alleingelassen werden. Springer sind in dieser Hinsicht ein klares Zeichen: Ich lasse euch nicht hängen.“ Stephan Kallenberg würdigt diesen Ansatz: „In vielen Unternehmen werden Belastungen einfach auf die Teams abgewälzt. Die Bergische Krankenkasse geht einen anderen Weg und zeigt auf, dass Solidarität und wirtschaftliche Verantwortung miteinander in Einklang stehen können.“ Die Geschichte von Frank Goworek und Stephan Kallenberg, der Bergischen Krankenkasse und der GdS veranschaulicht, dass Krisen Lerneffekte mit sich bringen und aus Herausforderungen Fortschritt entstehen kann, wenn Menschen füreinander einstehen. Von den schwierigen Tagen in Halle bis zur gelebten Kultur der Solidarität heute: Es sind Vertrauen, Respekt und gemeinsame Werte, die den Weg zu nachhaltigem Erfolg ebnen.